Die Geburt ist das wohl beeindruckendste und emotionalste Erlebnis für Mutter, Kind und Partner*in. Umso wichtiger ist es, dass du dich bereits in der Frühschwangerschaft über mögliche Geburtsorte in deiner Nähe informierst, da vor allem die außerklinischen Geburten eine frühe Anmeldung erfordern. Gemeinsam mit Steffi und Janine von Hey Wow Mom haben wir heute einen Überblick für dich zusammengestellt, welche Möglichkeiten es eigentlich neben einer Geburt in der Klinik gibt, und welches die größten Unterschiede sind.

Baby im Mulltuch

1. Klinikgeburt
Wusstest du schon? Etwa 98 % der Frauen wählen eine Klinikgeburt - wobei vor allem im Kontext der Pandemie auch Hausgeburten nach und nach beliebter werden. Bei der klinischen Geburt wird nach einer Geburtsklinik mit Hebamme im Schichtdienst oder einer sogenannten Beleggeburt mit einer Beleghebamme unterschieden. In einer Klinik, in der die Hebammen im Schichtdienst arbeiten, betreuen diese meist mehrere Geburten parallel. Je nach Anzahl der parallelen Geburten unterscheidet sich daher auch die Intensität der Betreuung. Bei einer Beleggeburt wirst du während der Geburt von deiner eigenen Hebamme 1:1 betreut und begleitet. Es gibt zusätzlich auch sogenannte Hebammenkreißsäle, diese werden dann komplett von Hebammen geleitet statt von Ärzt*innen.  

 

Während es in der Klinik grundsätzlich vorgesehen ist, dass ein*e Gynäkolog*in bei der Endphase der Geburt anwesend ist, greifen sie bei einer natürlichen Spontangeburt im Normalfall nicht ein. Tatsächlich erfordern 90% der Geburten keinerlei Risikobegleitung. Je nach Größe einer Klinik und der damit verbundenen Geburtenzahl sind mehrere Hebammen und Gynäkolog*innen pro Schicht im Dienst.  

Prinzipiell hat die Geburt in einer Klinik zwei große Vorteile: Zum einen gibt es verschiedene Möglichkeiten der Schmerzlinderung wie Lachgas, Periduralanästhesie (PDA) und vieles weitere. Außerdem ist im Notfall auch eine schnelle medizinische Versorgung für dich und/oder dein Kind gewährleistet. 

Allerdings sind mit einer Klinikgeburt auch einige Nachteile verbunden, die du bei deiner Entscheidung berücksichtigen solltestDie Hebammen und Ärzt:innen sind euch unbekannt und es gibt keine 1:1 Betreuung. Da die Hebammen im Schichtsystem arbeiten, kann es vorkommen, dass eure Hebammen während der Geburt wechseln. Außerdem sind in der Klinik die Interventionsraten höher, das heißt, in der Klinik kommt es öfter zu Eingriffen in den Geburtsablauf als bei einer Haus- oder einer Geburtshausgeburt. Auch hilft die klinische Atmosphäre oftmals nicht bei der Entspannung - wobei es mittlerweile auch sehr schöne Geburtsräume gibt. Die Wochenbettstation wiederum ist dann meist eine ganz normale Klinikstation. 

Die Nachteile einer Klinikgeburt lassen sich mit einer Beleghebamme nahezu ausgleichen, da ihr euch im Vorfeld kennenlernt und sie dich auch durch deine Schwangerschaft begleitet. Vertrauen und eine persönliche Bindung zeichnet die Begleitung durch eine eigene Hebamme aus. Leider gibt es aufgrund der horrenden Haftpflichtversicherungsbeträge nur noch recht wenige Beleghebammen. Sie sind nämlich nicht in der Klinik angestellt, weshalb sie die Versicherungsbeiträge selbst zahlen müssen. Es ist demnach wichtig, euch bereits früh um eine Beleghebamme zu bemühen, am besten noch vor der 10. SSW. Ebenfalls wichtig zu wissen: Da sich der Geburtszeitpunkt nicht planen lässt, müsst ihr bei einer Beleggeburt eine Rufbereitschaftspauschale einplanen. Die Krankenkasse bezuschusst euch diese in Höhe von 250 Euro. Je nach Wohnort und Dauer kostet eine mehrwöchige Hebammenrufbereitschaft im Schnitt zwischen 500 und 1000 Euro. Diese benötigt ihr übrigens auch, wenn ihr eine Hausgeburt oder Geburtshausgeburt plant. 

Wenn ihr euch eine außerklinische Geburt vorstellen könnt oder wünscht, ist es wichtig, dass ihr euch frühzeitig, am besten schon  mit Feststellung der Schwangerschaft, um eine geburtshilfliche Hebammenbetreuung kümmert, da es auch hier nur noch wenige Möglichkeiten gibt. Außerdem ist eine außerklinische Geburt nur dann möglich, wenn es keine Risiken oder vorhersehbare Komplikationen gibt. In jedem Fall erfolgt eine ausführliche Beratung deiner Hebamme und die damit verbundene Planung im Falle einer Verlegung, damit du dich voll und ganz vertrauensvoll deiner Geburt hingeben kannst.

2. Hausgeburt

Eine Hausgeburt bedeutet, in deinen eigenen 4 Wänden, intim und ungestört gebären zu können. Nur deine eigene, bekannte Hebamme und ggf. eine Zweithebamme sind anwesend - und je nach Wunsch sind natürlich Partner*in und/oder Familie dabei. Du startest deine Geburt ohne Ortswechsel und auch danach direkt ins Wochenbett. Eine Hausgeburt erfolgt ohne Interventionen in deinem eigenen Rhythmus. 

Doch auch hier gibt es einige Punkte, die du dir im Vorfeld gründlich durch den Kopf gehen lassen solltest. Die Möglichkeit auf medikamentöse Schmerzmilderung entfällt - wobei Hausgeburten allerdings  tatsächlich häufig weniger schmerzhaft empfunden werden als Geburten im Krankenhaus, da es dir in dem entspannten Umfeld leichter fallen kann, dich komplett fallen zu lassen und mit den Schmerzen umzugehen. Das Schmerzempfinden ist allerdings individuell ganz verschieden, wichtig ist das Gefühl der Sicherheit und die Möglichkeit, dich ganz fallen zu lassen.   

Wenn du dir die Geburt in den eigenen vier Wänden nicht vorstellen kannst oder willst, kann eine Geburt in einem Geburtshaus vielleicht eine Alternative sein.  

3. Geburtshausgeburt

Die Geburt in einem Geburtshaus wird geleitet von einem Hebammenteam, meistens sind 2-er Teams rufbereit für dich. Die Vorteile eines Geburtshauses: Du hältst dich in dir bekannten Geburtsräumen auf, kennst die Hebammen und kannst ebenfalls intim und in ruhiger Atmosphäre gebären. Der einzige Nachteil bei außerklinischen Geburten ist, ebenso wie bei der Hausgeburt, die eingeschränkte Möglichkeit zur Schmerzlinderung. Doch wie bereits gesagt: bei einer 1:1 Betreuung wird diese deutlich weniger gebraucht. 

Sowohl in der Klinik als auch außerklinisch kannst du dein Baby im Wasser gebären. In den Kliniken und Geburtshäusern stehen Gebärwannen zur Verfügung und zu Hause eignet sich ein aufblasbarer Geburtspool, den ihr euch ausleihen könnt. Egal, wo du gebärst, plane im Idealfall bereits vor der Geburt, wer dich im Wochenbett wie unterstützen kann. Wichtig wäre, dass dein:e Partner:in in den ersten Wochen Urlaub oder Elternzeit nimmt. Klärt vor allem deine eigene Versorgung - vorgekochtes Essen oder Essen durch Freunde oder Familie können hier eine tolle Hilfe sein, ebenso wie Unterstützung im Haushalt. Deine Hebamme wird dich in den ersten Tagen täglich besuchen - bei einer Beleg- oder Hausgeburt kann das auch eine Kollegin übernehmen. Bei einer Geburtshaus-, einer Haus- oder einer ambulanten Klinikgeburt sollte auch die U2-Untersuchung durch ein:e Kinderärzt*in geplant sein, ebenso wie die Anmeldung der Geburt beim Standesamt.  

Wie du nun gesehen hast, ist die Annahme, dass nur eine Geburt in der Klinik sicher ist, also falsch. Denn bei einer unkomplizierten Schwangerschaft ohne Auffälligkeiten, handelt es sich bei jedem Geburtsort um eine sichere Geburt! 

Autorin: Jane-Lee Fromm

Eliane Wikert